Grönland baut seinen lokalen Markt für Walfleisch aus – mit dem Segen der EU
München, 12.09.2014: Am 15. September beginnt die Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Portoroz, Slowenien. Ein wichtiger Termin für Grönland, das seine Quoten für den indigenen Subsistenzwalfang erneuern möchte. Grönland jagt im Rahmen der sogenannten Subsistenz-Quote („Aboriginal Subsistence Whaling Quota“), die strikten Regeln unterliegt. So ist das Fleisch nur zur Versorgung der indigenen Bevölkerung gedacht und ein Verkauf der Produkte darf nur in einem engen, festgelegten Rahmen erfolgen.
Auf der letzten Tagung der IWC im Jahr 2012 war Grönland keine Quote gewährt worden. Die dänische Delegation hatte es als Repräsentant ihres Überseeterritoriums nicht geschafft, die Bedenken der anderen Teilnehmer und besonders der EU-Länder bezüglich der zunehmenden Kommerzialisierung von Grönlands Walfang zu zerstreuen.
Nachdem Dänemark in den Vorverhandlungen der Europäischen Kommission mit einem möglichen Austritt aus der IWC gedroht hatte, wurde nun erneut eine höhere Quote eingefordert, diesmal mit Unterstützung der EU.
Die erhöhten Bedarfsansprüche werden durch aktuelle Untersuchungen von WDC in Frage gestellt, die im August und September 2014 an der Ost- und Westküste Grönlands durchgeführt wurden. Diese ergaben, dass Walfleisch und andere Wal-Produkte in Supermärkten, Touristen-Restaurants und Imbissen verkauft werden und Touristen eindeutig einen Teil der Zielgruppe für Finn-, Zwerg und Buckelwalfleisch darstellen.
Eine Werbetafel über der Auslage auf dem Fischmarkt von Nuuk listet alle Walarten auf Dänisch, Kalaallisut und Englisch, darunter erstaunlicherweise Blauwal, Seiwal und Pottwal. Obwohl auf dem Markt keine dieser drei Arten zum Verkauf angeboten wurden, stellt sich die Frage, warum diese streng geschützten Arten überhaupt aufgelistet werden – vor allem, warum dies auch auf Englisch geschieht, obwohl das Walfleisch eigentlich nur zur Versorgung der indigenen Bevölkerung gedacht ist.
In Grönland leben ca. 57.000 Menschen, jährlich besuchen jedoch etwa 65.000 Touristen das Land (Zahlen von 2012). Den meisten Touristen wird während ihres Aufenthalts die Möglichkeit geboten, Walfleisch oder andere Wal-Produkte zu konsumieren. Das Fleisch wird den Touristen als traditionelle grönländische Spezialität angeboten und es gibt Überlegungen der Tourismusbehörde, spezielle Angebote zu organisieren, bei denen Inuit beim Walfang begleitet werden können.
Auf der “Taste of Greenland”-Website ist zudem das folgende Statement zu finden:
„Eine neue Generation kreativer Köche arbeitet seit einigen Jahren in der zeitgenössischen Gastronomie mit Produkten von Meeressäugern. Möchten Sie lieber einen Walburger mit Engelswurz-Dressing probieren oder ein eiskaltes Wal-Carpaccio vom Filet und mattak, garniert mit Thymian-Sorbet und Krähenbeeren?”
Astrid Fuchs, Kampagnenleiterin bei WDC sagt dazu: „Es wäre besser, Grönland würde sich auf die tatsächlichen Bedürfnisse seiner indigenen Bevölkerung konzentrieren, anstatt überhöhte Quoten zu fordern, um damit Touristen zu versorgen. Dies ist weder im Sinne der Vorgaben der Internationalen Walfangkommission, noch der Menschen, die tatsächlich auf die Walfangquote angewiesen sind.“
Hintergrundinformationen:
Bericht über Grönlands Walfleischverkauf an Touristen (Englisch):
uk.whales.org/sites/default/fi…
2012 besuchten 30.000 Kreuzfahrtteilnehmer Grönland, sowie weitere 35.000 Touristen, die mit dem Flugzeug anreisten. Die meisten Besucher stammen aus Dänemark, den USA und Deutschland.
Nachdem WDC 2012 den Verkauf von Walfleisch an Touristen in Kopenhagen aufgedeckt hatte, haben die dänischen Behörden den Import von Walfleisch aus Grönland eingestellt.
Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier:
de.whales.org/news/2012/12/han…
WDC berichtet über die neuesten Entscheidungen von der IWC Tagung:
de.whales.org/2014-iwc-tagung
Sowie ab 15.09.2015 live über Twitter:
Tweets by WALHELFER
Über Whale and Dolphin Conservation (WDC)
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Michaela Harfst (12.09.2014; 11:46 Uhr)
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Veröffentlicht von „der fellbeißer“© (www.fellbeisser.net/news/) am 12.09.2014
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