VIER PFOTEN Deutschland – Pressemeldung vom 14.12.2016
Eine neue Recherche von VIER PFOTEN und dem Deutschem Tierschutzbund enthüllt Irreführung bei der Pelzkennzeichnung in Deutschland. 50 Prozent der getesteten Kleidungsstücke waren nicht korrekt gekennzeichnet.
Recherche von Tierschützern offenbart Verbrauchertäuschung: Echtpelz als Kunstfell gekennzeichnet
Je billiger, desto fehlerhafter die Kennzeichnung
Hamburg / Bonn, 14. Dezember 2016 – Tierschützer von VIER PFOTEN und dem Deutschen Tierschutzbund haben in fünf deutschen Großstädten Kleidungsstücke mit Echtpelz auf ihre Kennzeichnung hin untersucht. Das Ergebnis ist in seinem Ausmaß erschreckend: Über 50 Prozent der Kleidungsstücke waren nicht gemäß der EU-Textilkennzeichnungsverordnung gekennzeichnet: Das jeweilige Etikett gab keine Information dazu, dass Bestandteile tierischen Ursprungs enthalten waren. Die Tierschützer fordern von der Bundesregierung, sich auf EU-Ebene für eine transparente und verbraucherfreundliche Kennzeichnungsregelung einzusetzen. Nach Vorbild der Schweiz sollten die Tierart mit korrektem Artnamen, das Herkunftsland und die Art der Pelzgewinnung im Etikett der Kleidungsstücke klar benannt werden.
Dr. Henriette Mackensen, Fachreferentin für Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund:
„Solange mit der tierquälerischen Ware Pelz gehandelt wird, muss für den Verbraucher zumindest erkennbar sein, um welche Tierart es sich handelt, woher sie stammt und wie sie gehalten und getötet wurde. Allein diese Informationen würden viele Verbraucher vom Kauf abschrecken. Eine entsprechende Kennzeichnungspflicht ist lange überfällig.“
Denise Schmidt, Kampagnenleiterin von VIER PFOTEN:
„Laut Umfragen lehnen 86 Prozent der Verbraucher Echtpelz ab. Sie sind beim Einkaufen auf eine klare Kennzeichnung angewiesen. Wenn eine Mütze nur als ‚100 Prozent Acryl‘ etikettiert ist, obwohl der Bommel aus Echtpelz besteht, ist das Verbrauchertäuschung.“
So haben die Tierschützer recherchiert:
Als Mitglieder der „Fur Free Alliance“, einem internationalen Zusammenschluss von Organisationen gegen das Halten und Töten von Tieren zur Pelzgewinnung, haben der Deutsche Tierschutzbund und VIER PFOTEN im Oktober und November 2016 gemeinsam 87 Kleidungsstücke aus 49 Geschäften in Hamburg, Berlin, Köln, Augsburg und München untersucht. Die Produkte stammen aus Boutiquen und von Straßenständen, aus bekannten nationalen und internationalen Modeketten und Kaufhäusern sowie von Luxuslabeln und bewegen sich in einem preislichen Rahmen von 8 bis 1.195 Euro.
Je billiger, desto schlechter die Kennzeichnung
79 der begutachteten Kleidungsstücke wären nach EU-Vorgabe kennzeichnungspflichtig, doch bei 50 Prozent fehlte der vorgeschriebene Hinweis im Etikett. Bei Produkten unter 50 Euro fehlte der Hinweis sogar bei über 80 Prozent. Bei Artikeln unter 10 Euro fehlte die vorgeschriebene Kennzeichnung bei 100 Prozent.
Verwirrung durch EU-Kennzeichnungsregelung
Seit Mai 2012 gilt die neue EU-Kennzeichnungsverordnung: Textile Kleidungsstücke müssen gemäß Artikel 12 der Verordnung mit dem Hinweis „enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“ gekennzeichnet werden.
„In der Praxis sorgt diese Regelung bei den Verbrauchern für Verwirrung. Ob es sich bei den ‚tierischen Teilen‘ einer Jacke um die Daunenfüllung, den Lederriemen am Reißverschluss oder um die Echtpelzverzierung der Kapuze handelt, ist unmöglich zu identifizieren“, kritisiert Denise Schmidt von VIER PFOTEN. Dr. Henriette Mackensen vom Deutschen Tierschutzbund ergänzt: „Erschwerend kommt hinzu, dass die Verordnung nur gilt, wenn die Kleidungsstücke zu mindestens 80 Prozent aus Textilgewebe bestehen. Wenn Produkte, wie Pelzmäntel oder Lederhandschuhe mit Fellbesatz, zu mehr als 20 Prozent aus tierischem Material bestehen, gibt es gar keine Kennzeichnungspflicht mehr. Bei Schuhen und Accessoires gibt es diese grundsätzlich nicht.“
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Weitere Informationen finden Sie unter: www.vier-pfoten.de/themen/wild… und www.tierschutzbund.de/pelz
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Gerne vermitteln wir Ihnen ein Interview mit Kampagnenleiterin Denise Schmidt von VIER PFOTEN und Dr. Henriette Mackensen vom Deutschen Tierschutzbund.
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Über den Deutschen Tierschutzbund
Der Deutsche Tierschutzbund wurde im Jahre 1881 als Dachorganisation der Tierschutzvereine und Tierheime in Deutschland gegründet, um dem Missbrauch von Tieren wirksamer entgegentreten zu können. Heute sind ihm 16 Landesverbände und mehr als 740 örtliche Tierschutzvereine mit über 550 vereinseigenen Tierheimen/Auffangstationen und mehr als 800.000 Mitgliedern aus allen Teilen der Bundesrepublik angeschlossen. Damit ist der Deutsche Tierschutzbund Europas größte Tier- und Naturschutzdachorganisation. Der Deutsche Tierschutzbund setzt sich dafür ein, dass der Anspruch jedes Mitgeschöpfes auf Unversehrtheit und artgerechtes Leben für alle Tiere verwirklicht wird – in der Wirtschaft, der Forschung, im Privathaushalt und wo immer der Mensch mit Tieren Umgang hat.
Über VIER PFOTEN – Stiftung für Tierschutz
Seit 1988 setzt sich VIER PFOTEN dafür ein, dass Menschen Tieren mit Respekt, Mitgefühl und Verständnis begegnen. Dafür betreibt die international tätige Stiftung mit Büros in 12 Ländern Aufklärungs- und Bildungsarbeit, nachhaltige Kampagnen sowie Lobbyarbeit. Im Fokus steht dabei die Verbesserung der Lebensbedingungen von Nutz-, Heim- und Wildtieren. In den VIER PFOTEN Schutzzentren finden Bären und Großkatzen aus schlechter Haltung ein tiergerechtes Zuhause. www.vier-pfoten.de
Melitta Töller
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Melitta Töller (14.12.2016; 09:01 Uhr)
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Veröffentlicht von „der fellbeißer“© (www.fellbeisser.net/news/) am 14.12.2016
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