Im Internet kursieren Ansichten von Tierärzten, die die Teilkastration der Hündin – wie von uns vorgeschlagen – als „Kunstfehler“ verteufeln.

Diese (männlichen) Kollegen haben offensichtlich nicht begriffen, wie wichtig es für ein weibliches Säugetier (übrigens auch den Menschen) ist, seine Keimdrüsen (meist sind es zwei) nicht ohne vernünftigen Grund herzugeben bzw. entfernen zu lassen.

Die eigentlich tierschutzgesetzwidrige Kastration der Hündin, die Entfernung beider Eierstöcke, wird jedoch von Tierhaltern durchgesetzt und von Tierärzten und Tierärztinnen dankbar ausgeführt. Bislang hat niemand versucht, diese in der Tiermedizin „übliche“ Prozedur gesetzlich verbieten lassen – bis auf einen Amtstierarzt, der Kollegen angezeigt hat, weil sie ohne „vernünftigen Grund“ diese Operationen durchführen. Die Sache wurde eingestellt mit der Begründung der Staatsanwaltschaft, dass Kastrationen von männlichen und weiblichen Tieren in dieser Gesellschaft üblich und dem sozialen Frieden dienlich sind. Punkt.

Na gut, wir kastrieren Hündinnen (natürlich auch Rüden) weil es eben in dieser Gesellschaft nicht anders geht. Es gibt jedoch vernünftige Tierhalter, denen die Folgen einer Kastration wohl bekannt sind: Gewichtszunahme mit allen Sekundärstörungen der Gelenke, Inkontinenz, Schilddrüsenunterfunktion. Daneben übrigens auch hormonelle Imbalancen der Hypophyse und der Nebennierenrinde – Morbus Addison und Morbus Cushing lassen grüßen. Selbst der Diabetes kann seinen Ursprung in der Kastration haben.
Wer sich mit hormonellen Imbalancen im weiblichen und männlichen Organismus auskennt, wird grundsätzlich von einer Entfernung der Keimdrüsen abraten – jedenfalls so lange es geht.

Die von uns seit dem vorigen Jahrhundert durchgeführte Teilkastration der Hündin ist der einzige Weg, die schlimmen Folgen (s.o.) zu vermeiden. Grundsätzlich wird dabei die Gebärmutter zusammen mit einem Eierstock entfernt. Die Ergebnisse? Die operierten Hündinnen werden nicht dick, nicht inkontinent und zeigen bis zum Lebensende eine Vitalität, die unvergleichlich ist mit der ihrer (voll) kastrierten Geschlechtsgenossinnen.

Der verbliebene Eierstock kann natürlich irgendwann Probleme machen. Aber das darf nicht dazu führen, dass die Teilkastration verteufelt wird. Es ist schließlich der Tierhalter, der entscheidet – und nicht der Tierarzt.

Diejenigen, die laut schreien, sind offensichtlich nicht in der Lage, Vernünftiges von blanker Dummheit zu unterscheiden. Sie bewegen sich in dem Käfig des Ultrakonservativen und des Elends des Untertanengeistes. Heinrich Mann lässt grüßen!

Parallel sollte die deutsche Tierärzteschaft darüber nachdenken, ob es nicht besser wäre, bei Rüden die >Sterilisation (Samenleiterunterbrechung) statt einer Kastration durchzuführen. Auf Wunsch führen wir diesen unkomplizierten Eingriff durch. Das auch seit dem vorigen Jahrhundert.

Dirk Schrader, Hamburg

Kontakt:

Dirk Schrader
VeterinariansHH@aol.com

www.tieraerzte-hamburg.com
www.kritische-tiermedizin.de

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Dirk Schrader (02.10.2018; 19:14 Uhr)
veterinarianshh@aol.com

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Veröffentlicht von „der fellbeißer“© ( www.fellbeisser.net/news/ ) am 03.10.2018
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