Berlin/Brasília – Unter dem Motto „Don’t Forget the Animals“ kamen vom 18. bis 19. November 2020 über 700 Teilnehmer beim 2. deutsch-brasilianischen Tierschutzkongress zusammen. Der virtuelle Kongress machte auf die Herausforderungen für den Tierschutz in der Pandemie aufmerksam. Denn gerade in der COVID-19-Krise droht das Wohlergehen von Klein- und Nutztieren vergessen zu werden.
“Der Tierschutz ist ein wichtiges Anliegen unseres Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Auch in Covid-19-Zeiten gehen wir dieses Thema umfassend an: der Gesetzentwurf zum Verbot des Kükentötens, der Entwurf für ein Ausstellungsverbot für Hunde mit Qualzuchtmerkmalen oder auch der Umbau der Nutztierhaltung mit der Einsetzung der Borchert-Kommission sind nur einige unserer zahlreichen Vorhaben in dem Bereich. Wer mehr Tierschutz erreichen will, braucht Verbündete, die am gleichen Strang ziehen! Gerade deshalb ist dieser virtuelle Tierschutzkongress auch so wichtig. Denn mit ihm schaffen Sie die Plattform, die den Dialog möglich macht – über Ländergrenzen hinweg”, sagt Hans-Joachim Fuchtel, Parlamentarischer Staatssekretär bei der Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft.
Im Zentrum des ersten Kongresstages stand der Tierschutz bei landwirtschaftlichen Nutztieren, am zweiten Tag der Tierschutz der Kleintiere. Die ExpertInnen und SprecherInnen setzten sich intensiv und kritisch mit den Themen “Heißbrand zur Tierkennzeichnung” und den damit verbundenen Schmerzen der Tiere auseinander. Weiter wurden Möglichkeiten der schmerzfreien Kastration von Schweinen diskutiert. Intensiv wurde die Frage besprochen, “warum es in Deutschland keine, in Brasilien aber zu viele streunende, herrenlose Hunde gibt”. Tierheime und “Adoption” von Tieren spielen dabei eine große Rolle, wobei kritisch auf den sehr fragwürdigen bis illegalen Internethandel von Reptilien und Amphibien eingegangen wurde. Vorgestellt wurde zudem das “Compendium animales”, die erste vollständige Zusammenstellung aller tierschutzbezogenen Bestimmungen auf Bundes- und Staatenebene in Brasilen. Das große Interesse am Tierschutz zeigte sich auch in der Fragerunde am Ende eines jeden Tages. Hier wurden u.a. Microchips bei Haustieren gefordert, sodass das Aussetzen von Tieren vermieden werden kann. Es wurden aber auch verbesserte Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten in speziellen Studiengängen besprochen und, nicht zuletzt, über eine Verbesserung der deutsch-brasilianischen Beziehungen durch mehr Verstehen sowie wissenschaftlichen und persönlichen Austausch diskutiert.
„Wir alle sitzen in dem einen Boot Erde. Insbesondere jetzt, während der COVID-19-Pandemie, ist es wichtig, die gemeinschaftliche Gesundheit in allen drei Grundbereichen zugleich zu schützen: Mensch, Tier und Umwelt. Wir müssen behutsamer mit dem „Verbrauch“ von Natur und Lebensmitteln tierischer Herkunft umgehen“, appelliert Professor Dr. Jörg Hartung von der Tierärztlichen Hochschule Hannover während seiner Rede. „Denn, indem wir Pandemien verhindern, schützen wir Tiere und Menschen.“
„Wie sich dieses Jahr herausgestellt hat, sind die Probleme beim Tierwohl in Deutschland und Brasilien sehr ähnlich. Dieser Dialog hat also sein Ziel erfüllt: Expertinnen und Experten kamen zusammen und tauschten ihre Erfahrungen und ihr Wissen untereinander aus, die Teilnehmer konnten sich durch Fragen einbringen und, wie wir herausgefunden haben, haben sich auch viele junge Teilnehmer angemeldet, die sich im Bereich Tierwohl weiterbilden wollen. Somit hat dieses Webinar seinen Beitrag als Plattform erfüllt. Wir freuen uns, nächstes Jahr, ebenfalls im November, einen weiteren Kongress zum Thema zu halten“, erklärt Thomas Timm, Geschäftsführer der AHK São Paulo zum Abschluss.
Der Kongress gilt als Plattform, den Dialog und die Kooperationen zwischen Deutschland und Brasilien beim Schutz von Klein- und Nutztieren, auch während der COVID-19-Pandemie, fortzuführen und zu vertiefen. Organisiert wurde der Kongress zum zweiten Mal in Folge von der AHK São Paulo, der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo Hannover), der Universidade de São Paulo (USP), der Universidade Estadual Paulista (UNESP) und der Agropecuária Orvalho das Flores. Die erste Konferenz „Tierschutz in Deutschland und Brasilien: Verantwortung und Leidenschaft“ ( www.ahkbrasilien.com.br/de/pub… ) war im September 2019.
Über die AHK São Paulo
Die Deutsch-Brasilianische Industrie- und Handelskammer in São Paulo (AHK São Paulo) wurde 1916 gegründet und unterstützt rund 800 Mitgliedsunternehmen bei internationalen Geschäften im bilateralen Wirtschaftsaustausch. Die AHK São Paulo ist Teil des globalen Netzwerkes deutscher Auslandshandelskammern (AHKs) mit 140 Standorten in 92 Ländern. Die AHK São Paulo, die TiHo, die USP, die UNESP und die Agropecurária Orvalho das Flores veranstalten nun zum zweiten Mal in Folge den deutsch-brasilianischen Tierschutzkongress.
Über die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) wurde 1778 als Roß-Arzney-Schule gegründet und steht für langjährige Kompetenz in der Veterinärmedizin. Bis heute besitzt sie einen eigenständigen Status als Universität und eine Sonderstellung in Deutschland. Sie wurde 2003 in eine Stiftungshochschule überführt. Gemeinsam mit der AHK São Paulo organisiert und führt sie den Kongress durch.
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Josephine Bährend (01.12.2020; 11:32 Uhr)
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Veröffentlicht von „der fellbeißer“© ( www.fellbeisser.net/news/ ) am 01.12.2020
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