Initiativen-Zusammenschluss kritisiert bundesweite Jagdnovellierung
“Unsere Hände für viele Pfoten e.V.”, die Bürgerinitiative “Schliefanlagen schließen!”, und “Natur ohne Jagd e.V.” haben sich in einer Telefonkonferenz auf eine gemeinsame Presseerklärung zur bundesweiten Ausweitung des Jagdrechtes verständigt.
Die Novelle des Bundesjagdgesetzes sieht unter anderem vor, dass Wildschweine bis 2023 ganzjährig bejagt werden dürfen und dass noch mehr als die bereits 3.000 Rehe pro Tag abgeschossen werden sollten.
“Die dann noch intensivere Jagd in dem Land mit den längsten Jagdzeiten in Europa wird keineswegs dazu führen, dass Rehe und andere Paarhufer insgesamt weniger Bäume schädigen. Dafür gibt es Belege aus der Wald-vor-Wild-Hochburg Bayern. Trotz einer jahrelangen Intensivierung der jagdlichen Aktivierung in den Staatswäldern Bayerns bekommt man dort den „störungsfreien“ Waldumbau keineswegs in den Griff”, sagt Michaela Latzel, Vorsitzende der BI “Schliefanlagen schließen!”.
„In Bezug auf das Rehwild ist die schlimmste Neuerung die Abschaffung der bisher verpflichtenden Abschusspläne, eine Obergrenze gibt es nun nicht mehr. Hier wird ganz klar ein Paradigmenwechsel weg vom Einzäunen großer Flächen zum Schutz vor Wildverbiss hin zu einer stärkeren Bejagung vollzogen“, ergänzt Rudi Pohlenz, Vorsitzender des Vereins „Natur ohne Jagd e.V.“
Auch beim Fuchs wird die Baujagd wieder freigegeben. Etwa eine halbe Million Füchse werden in Deutschland jedes Jahr getötet. Dabei sind auch besonders grausame Jagdpraktiken wie die Baujagd, die Fallenjagd oder die Abrichtung von Jagdhunden an lebenden Füchsen an der Tagesordnung.
“Zur letzten Praktik haben wir hier in Lippe ein bestehendes Beispiel: Die Schliefanlage in Voßheide, in der zwei Füchse gefangen gehalten werden, um Jagdhunde an ihnen abzurichten. Aufgrund dessen hat sich im November 2018 unsere Bürgerinitiative gegründet.
Seit vor ca. einem Jahr im Bereich Voßheide und Brake die Jagdtätigkeiten übermäßig stark zugenommen haben, kann man dort keine Rehe oder Hasen und auch keine Füchse mehr beobachten. Stattdessen hört man abends Schüsse, und am Tag sehen Spaziergänger*innen Hochsitze in großer Zahl an Wiesen, Feld und Waldrändern – sogar in den Wuchsstreifen zwischen den Feldern – in hoher Dichte aufgestellt. Es gibt dort sogar extra angelegte Futterstellen in Schussweite solcher Sitze! Rückzugsorte für die Tiere gibt es dagegen kaum noch“, kritisiert Karin Wegener, stellvertr. Vorsitzende der BI “Schliefanlagen schließen!”.
Je mehr Füchse durch Jagd sterben, desto stärker steigt die Geburtenrate wie bei jedem anderen Wildtier. Andersherum führt eine sinkende Sterblichkeit durch soziale Regulationsmechanismen der Tierpopulationen zu weniger Nachwuchs.
„Frau Klöckners Jagdnovellierung führt lediglich dazu, dass noch mehr Hobbyjäger*innen noch unkontrollierter in unseren Wäldern willkürlich Tiere abschießen dürfen – ein Kniefall vor der Jagdlobby“, empört sich Marianne Rautenberg, Vorsitzende des Vereins “Unsere Hände für viele Pfoten e.V.”.
Die Initiativen fordern eine Überprüfung des Verzeichnisses der jagdbaren Arten hinsichtlich eines vernünftigen Grundes gemäß des Tierschutzgesetzes.
Vor 26 Jahren ist der Tierschutz zum Staatsziel erklärt worden. Im Bereich der Jagd hat sich – wie in vielen anderen Tierschutzbereichen auch – bundesweit seitdem nicht viel getan.
—–Original-Nachricht—–
Betreff: Pressemitteilung mit der Bitte um Veröffentlichung
Datum: 13.11.2020 um 16:56 Uhr
Von: “Michaela Latzel” michafloor@gmx.net
An: “Radio Lippe Lippe” info@radiolippe.de
———-
Übersandt von:
Martina Patterson (16.11.2020; 12:06 Uhr)
pattersonmatpatt@gmx.net
———-
Veröffentlicht von „der fellbeißer“© ( www.fellbeisser.net/news/ ) am 16.11.2020
twitter.com/fellbeisser