Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V. – Pressemitteilung vom 03.03.2017

Die Tierrechtsorganisation Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner hat die Ratte zum Versuchstier des Jahres 2017 ernannt. Der Kleinsäuger wird nach der Maus am zweithäufigsten in Tierversuchen eingesetzt. Gemeinsam mit dem diesjährigen Schirmherrn Prof. Dr. Franz Gruber macht der Verband auf das versteckte Leid der Tiere im Labor aufmerksam. Zudem informieren Menschen für Tierrechte über existierende und fehlende tierversuchsfreie Methoden und fordern Politik und Wissenschaftsgemeinschaft auf, endlich effektive Maßnahmen für den Ausstieg aus dem Tierversuch zu ergreifen.

Über 320.000 Ratten mussten 2015 in deutschen Laboren ihr Leben lassen. Über die Hälfte der Tiere starben in gesetzlich vorgeschriebenen Giftigkeits- und Sicherheitstests. Gut 30 Prozent wurden in der zweckfreien Grundlagenforschung und 16 Prozent in der angewandten Forschung eingesetzt. “Ratten sind intelligente, sozial lebende Säugetiere, die Schmerzen und Leiden empfinden. Weil sich aber die meisten Menschen vor Ratten ekeln und fürchten, erfahren sie kein Mitgefühl wie Hunde, Katzen und Kaninchen, wenn sie in den Laboren leiden”, kritisiert Christina Ledermann, stellvertretende Vorsitzende vom Bundesverband Menschen für Tierrechte.

Problem: Fehlende Tests in der Toxikologie
Schwer wiegt nach Angaben des Verbandes, dass im Bereich der gesetzlich vorgeschriebenen Tests – besonders bei der Reproduktions- und Entwicklungstoxizität – derzeit noch tierversuchsfreie Methoden fehlen. Hier müssen besonders viele Ratten ihr Leben lassen. Erfreulicherweise gibt es aussichtsreiche Entwicklungen in Form von Organmodellen und zukunftsweisenden Chiptechnologien. Da die Verfahren jedoch noch nicht ausgereift und behördlich anerkannt sind, können sie die Tierversuche noch nicht ersetzen. Die behördlichen Anerkennungsverfahren dauern nach Ansicht des Verbandes mit sechs bis 15 Jahren viel zu lange und müssten drastisch verkürzt werden.

Gentechnische Manipulationen: Anstieg um 80 Prozent
Auch in der Grundlagenforschung und in der angewandten Forschung werden zunehmend Ratten eingesetzt. Sie werden immer häufiger gentechnisch manipuliert, damit sie Zivilisations- und Alterskrankheiten des Menschen ausbilden. Unter den Symptomen leiden die Tiere ihr Leben lang. Die Ratte wird zudem seit Jahrzehnten in der Alkoholismus- und Suchtforschung eingesetzt, ohne dass diese Forschung zu einem Rückgang der Suchterkrankungen geführt hat.

In der Pflicht: Politik und Wissenschaftsgemeinschaft
“Politik und Wissenschaftsgemeinschaft sind in der Pflicht, eine humanspezifische tierversuchsfreie Forschung durchzusetzen. Denn alle EU-Staaten haben sich in der Tierversuchsrichtlinie zur langfristigen Abschaffung der Tierexperimente bekannt. Stattdessen drückt sich die Allianz der Wissenschaftsorganisationen um diese gesellschaftliche Verpflichtung und zementiert den Tierversuch. Auch Landwirtschaftsminister Christian Schmidt hat bisher noch keine Gesamtstrategie zum Ausstieg aus dem Tierversuch vorgelegt”, schließt Ledermann.

“Die Ratte verdient es, im Mittelpunkt unserer Gefühle zu stehen” sagt Prof. Franz Paul Gruber, der diesjährige Schirmherr des Versuchstiers des Jahres. Er beschäftigt sich seit 1982 mit Alternativen zum Tierversuch, ist Präsident der Doerenkamp-Zbinden-Stiftung (1) und war bis 2009 Chefredakteur der Zeitschrift ALTEX (2). Der Bundesverband dankt Prof. Dr. Franz Gruber für die Übernahme der diesjährigen Schirmherrschaft.

(1) Die Doerenkamp-Zbinden Stiftung fördert Lehrstühle für tierversuchsfreie Verfahren in Baltimore, Genf, Konstanz, Tiruchirappalli (Indien) und Utrecht. www.doerenkamp.ch/en/index.htm…
(2) ALTEX (Alternativen zu Tierexperimenten). www.altex.ch/Home.12.html

Ausführliche Informationen zum Versuchstier des Jahres 2017 unter:
www.tierrechte.de/themen/das-v…
– 31-seitige Hintergrundinformation als PDF:
www.tierrechte.de/images/stori…
– Grußwort des Schirmherrn Prof. Franz Paul Gruber:
www.tierrechte.de/themen/das-v…

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Pressestelle:
Christina Ledermann
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Der Bundesverband Menschen für Tierrechte setzt sich seit seiner Gründung 1982 auf rechtlicher, politischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Ebene für die Anerkennung elementarer Tierrechte ein. Dem Dachverband mit Hauptsitz in Aachen sind über 60 Vereine sowie Fördermitglieder angeschlossen. Seine Stärke liegt im Zusammenwirken von Seriosität, Fachwissen und Lobbyarbeit auf höchster politischer Ebene. Der Verband Menschen für Tierrechte e.V. kämpft gegen jeglichen Missbrauch von Tieren. Er verfolgt den Ausstieg aus dem Tierversuch und das Ende der „Nutztier“-Haltung. Um diese Ziele zu erreichen, ernennt der Verband beispielsweise das „Versuchstier des Jahres“, betreibt die Wissenschaftsplattform InVitro+Jobs und setzt sich für eine konsequente Förderung der tierversuchsfreien Forschung und Lehre ein. Weitere Arbeitsschwerpunkte sind die Etablierung der Tierschutz-Verbandsklage, eine tierlose bio-vegane Landwirtschaft sowie die Aufnahme von Tierrechten in die Lehrpläne von Schulen. Der Verband gibt viermal im Jahr das Magazin tierrechte ( www.tierrechte.de/presse-a-mag… ) heraus. Neben einem Themenschwerpunkt informiert die Zeitschrift Journalisten, Wissenschaftler, Politiker, Behörden und Verbandsmitglieder über aktuelle Entwicklungen in der politischen Tierrechtsarbeit. Zudem erscheint zweimal monatlich der Tierrechte Newsletter ( www.tierrechte.de/presse-a-mag… ). Der Bundesverband Menschen für Tierrechte ist seit seiner Gründung als gemeinnützig und besonders förderungswürdig anerkannt. Beiträge und Spenden sind steuerlich absetzbar.

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Christina Ledermann (03.03.2017; 10:05 Uhr)
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Veröffentlicht von „der fellbeißer“© (www.fellbeisser.net/news/) am 03.03.2017
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