AbL fordert von der Bundesregierung einen verbindlichen, effektiven Bundes-Tierschutz-Plan
– „Klasse statt Masse“ mit Nutzen für Bauern, Akzeptanz, Tiere und Gesundheit
– EU-Kommission untermauert ihre Forderung nach nationaler Umsetzung der EU-Schweinehaltungs-Richtlinie mit Bericht zur vorbildlichen Schweinehaltung in Schweden und anderen Ländern
Der Landesverband Niedersachsen/Bremen der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) drängt die Bundesregierung, endlich die EU-Vorgaben für eine tierwohlgerechte Schweinehaltung in nationales Recht umzusetzen und entsprechende Umbauprogramme auf den Weg zu bringen. Der in Niedersachsen formulierte Tierschutzplan, der unter dem Eindruck drohender EU-Vertragsstrafen von der früheren CDU/FDP-Landesregierung erarbeitet worden sei, müsse nun endlich von der für Tierschutz zuständigen Bundesregierung übernommen und ordnungsrechtlich umgesetzt werden.
AbL-Vertreter Eckehard Niemann verwies hierzu auf einen aktuellen Bericht der EU-Kommission über die erfolgreiche Umsetzung der EU-Vorgaben in Schweden (wie auch in Finnland, der Schweiz und Norwegen). Die EU-Kommission habe mit diesem Bericht über die als vorbildlich geltende Schweinehaltung in Schweden erneut alle EU-Mitgliedsstaaten angehalten, die schon 2008 erlassene Schweinehaltungs-Richtlinie 2008/120/EC mit ihren Mindeststandards endlich in nationales Recht umzusetzen. Zu diesen Mindestanforderungen gehörten insbesondere der Verzicht auf das routinemäßiges Kürzen (Kupieren) der Ringelschwänze und die Vorgabe zur ständigen Bereitstellung von Stroh (oder ähnlichen organischen Substraten) für die Schweine. Der EU-Bericht über die weitere Verbreitung dieses „Best-Practice“-Managements bei Schweinen mit ungekürzten Ringelschwänzen belege eindrucksvoll, dass man Schweine sehr wohl mit intakten Ringelschwänzen halten könne, wenn man bisherige Stresshaltungs-Faktoren abstelle – so zu wenig Platzangebot, Spaltenböden ohne Einstreu, Sauen-Kastenstände bzw. Sauen-Metall-„Körbe“ der ferkelnden Sauen. Diese Tierwohlmaßnahmen minimierten zugleich drastisch den Einsatz von Antibiotika und das Vorkommen antibiotika-resistenter MRSA-Keime.
Die AbL fasst wesentliche Inhalte des Berichts der EU-Kommission über die Erkenntnisse einer Experten-Reise über die schwedische „Niedrig-Stress-Schweinehaltung“ (Februar 2016) wie folgt zusammen: In Schweden ist das Kupieren von Ringelschwänzen ebenso wie die Haltung der einzelnen Sauen in engen Kastenständen seit 1988 verboten. Da die meisten anderen EU-Länder diesem Beispiel nicht folgten, ist es in Schweden zunächst zu einem Rückgang bei der Zahl der Schweine und der Schweinehalter gekommen (und auch zu einer Klage Schwedens auf Umsetzung der EU-Vorgaben in allen EU-Ländern). Die schwedische Regierung unterstützt die Schweinehalter seit 2014 mit Prämien (jährlich 108 Euro pro Sau sowie 70 Cent pro Ferkel für die Schmerz- und Anästhesie-Mittel beim Kastrieren der Schweine). Hinzu kommen Marketingmaßnamen für den Kauf von schwedischen Fleischwaren und Risiko-Minderungs-Maßnahmen durch Banken und Schlachthöfe. Dies und der höhere Erzeugerpreis (1,80 Euro pro kg Schlachtgewicht) hat wieder zu einem Anstieg der Zahl der in Schweden gehaltenen Schweine geführt.
Die schwedischen Kennziffern zur Produktivität der Schweinehaltung, so der EU-Bericht, weisen mit 670 Gramm täglicher Zunahme sowohl überdurchschnittliche Ergebnisse als auch mit durchschnittlich 23 Ferkeln pro Sau und Jahr unterdurchschnittliche Ergebnisse auf. Dabei legt die schwedische Regierung Wert auf die Feststellung, dass die geringere Ferkelzahl nicht durch das Weglassen von Abferkel-„Metallkörben“ oder das Erdrücken von Ferkeln beim freien Abferkeln verursacht ist. Die höheren Kosten für mehr Tierplatz und bessere Ställe, für täglich 200 bis 300 Gramm Stroh pro Mastschwein bzw. 650-1000 kg pro Sau und Jahr sowie für Stroh- und Mist-Management muss man gegenrechnen mit den geringeren Verlusten durch Schwanzbeißen und Krankheiten, mit höheren Zunahmen, mit dem Tierwohl und mit dem EU-weit niedrigsten Antibiotika-Einsatz.
Die an der Expertenreise und dem EU-Bericht beteiligten Vertreter aus Belgien, Frankreich, Tschechien, Ungarn und Großbritannien kündigten verschiedene nationale Programme und Schritte an, um die in Schweden gewonnenen Erkenntnisse zum Tierwohl auch in den Nationalstaaten umzusetzen und zu verbreiten. Die EU-Kommission will zu den bisherigen Expertenreisen (nach Finnland, der Schweiz und Schweden) demnächst ein Treffen aller relevanten Verbände und NGOs einberufen.
Die AbL legt großen Wert auf die Feststellung, dass die mit höheren betrieblichen Kosten verbundenen, ordnungsrechtlich EU-weit geltenden Tierwohlmaßnahmen alles andere als eine Schlechterstellung der landwirtschaftlichen Betriebe bedeuteten. Im Gegenteil werde so – mit großer gesellschaftlicher Akzeptanz – ein flächendeckender und somit wettbewerbsneutraler Abbau der derzeit ruinösen Überschüsse erreicht. Wegen der Elastizität der Nachfrage bringe eine solche Angebotsreduzierung nach dem Motto „Klasse statt Masse“ einen deutlich überproportionalen Anstieg der Erzeugerpreise. Im Gegensatz zu agrarindustriellen Großställen hätten mittelständisch-bäuerliche Schweinehalter und Familienbetriebe deutlich bessere Möglichkeiten bei der Bereitstellung von Stroh und dem Stroh-Management. Bei einer Umsetzung dieser Maßnahmen gäbe es im Handel dann kein Billigfleisch aus Stresshaltung mehr zu kaufen.
Umso mehr seien jetzt die Regierungsparteien und insbesondere Bundesagrarminister Schmidt zum Handeln anstelle des bisherigen und mittlerweile unerträglichen „Drumherum-Redens“ gefordert. Hierbei sei endlich auch die Umsetzung des wegweisenden Gutachtens des wissenschaftlichen Ministeriums-Beirats „Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung“ geboten – einschließlich der darin enthaltenen Finanzierungs-Vorschläge. Handel, Verbände und Bauernverband sollten rasch das Schwergewicht der in der „Initiative Tierwohl“ prämierten Tierwohl-Maßnahmen auf wirklich relevante Verbesserungen konzentrieren – dann könne dieses Programm allen Schweinehaltern als bezahltes Trainingsprogramm auf die ohnehin anstehenden ordnungsrechtlichen Vorgaben dienen.
EU-Schweinehaltungs-Richtlinie 2008/120/EC mit Erläuterungen:
www.landwirtschaftskammer.de/l…
Tierschutzplan Niedersachsen (mittlerweile auch NRW und Schl.-Holstein):
www.ml.niedersachsen.de/themen…
Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats des BMEL: Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung:
www.bmel.de/SharedDocs/Downloa…
Internetseite der „Initiative Tierwohl“ des Lebensmittelhandels:
Mit freundlichen Grüßen,
Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL)
Landesverband Niedersachsen/Bremen e.V. – Pressesprecher:
Eckehard Niemann, Varendorfer Str. 24, 29553 Bienenbüttel
0151-11201634 – eckehard.niemann@freenet.de
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Gesendet: Montag, 08. August 2016 um 19:53 Uhr
Von: “Eckehard.Niemann” eckehard.niemann@gmx.de
An: Verborgene_Empfaenger:;
Betreff: PM — AbL fordert Bundes-Tierschutz-Plan – – – EU-Kommissions-Bericht zu vorbildlicher Schweinehaltung in Schweden
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Übersandt von:
Martina Patterson (08.08.2016; 22:28 Uhr)
pattersonmatpatt@gmx.net
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Veröffentlicht von „der fellbeißer“© (www.fellbeisser.net/news/) am 09.08.2016
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