TIERRECHT EU21 e.V. tierrechteu21ev@yahoo.com schrieb am Montag, 4. Januar 2016 um 00:43 Uhr:
Mit dem Titel „TierRecht2016 folgendefolgend“ gebe ich hiermit meinen eigenen „Jahresrückblick“ zum Lesen.
Alles Gute für die Zukunft!
wünscht:
Volker Arndt
TierRecht2016 folgendefolgend
Was bewirken? Was bewirken!
Da nun mal heute der 31. Dezember 2015 ist, käme der obligatorische Jahresrückblick in Frage. Ja, auch mir kam es in den Sinn, und ich fragte mich nach der Sinnhaftigkeit.
Dabei reden wir erst einmal nur von dem gregorianischen, noch nicht vom islamischen Kalender. Wir könnten vom chinesischen, japanischen, vom Suriyakati-Kalender oder vom Saka-Kalender sprechen, und in all diesen wäre heute eben nicht der 31. Dezember 2015.
Was soll also ein Jahresrückblick bewirken? Möchten wir nicht vielleicht einen Lebensrückblick vor unserem geistigen Auge sehen? Einen Menschheitsrückblick vielleicht? Einen Rückblick auf DIE WELT. Ja, das klingt doch nicht schlecht; aber es würde mich und Andere überfordern.
Will ich mich einem 2015er-Jahresrückblick widmen, kommen Tierleid und… vor, Tierleid inklusive Menschenleid. Oder muss ich es trennen? Wird sich dabei mein Fokus auf die vielzitierten „Flüchtlinge“ richten? Wo fange ich an und wo höre ich auf? Was gestern war, wird morgen vielleicht schon in Vergessenheit geraten. „Je suis Charlie Hebdo“, „G7 und TTIP“, Krisen und Kriege, Gewinner, Verlierer, Überlebende und Tote. OPFER!
Produktive Produktion produzieren.
Opfer = Tier. Opfer = Mensch. Schlimm. Aber nicht neu. Das ist viel schlimmer. Dass sich nichts ändert! Vor ein paar Monaten schleppte mich jemand beim ach-so-beliebten Shopping durch die Gänge angesagter Boutiquen der Großstädte. Und ganz ehrlich: Ich konnte nicht glauben, was ich zu sehen bekam. Vorne, hinten, links und rechts, überall dies und das mit Pelz. Ob nun echt oder nicht, die Gewöhnung mit dem Auge fehlte mir – ich war geschockt.
Natürlich brauche ich mich nicht zu fragen „Warum?“, weil ich die Antwort kenne. Alles geschieht, weil die Industrie ihren Nutzen daraus zieht. Sie selbst bezeichnet ihr „Kapital“ gern als „Nutz-Tiere“. Das war 2015. Der durch Produktion gekennzeichnete Teil der Wirtschaft ist das, wovon die Rede ist. „Produktiv“ sind wir alle; wir, die Menschen. Wir produzieren für die Menschen, und das bedeutet nichts anderes, als dass es zu unseren Gunsten geschieht.
Ein paar Wenige möchten darauf verzichten. Gut. Immerhin. Verzicht, wie diesen, hat es allerdings „unser Lebtag lang“ gegeben. Fällt mir spontan Ἐπίκτητος ein (Epiktet, 50 – 138). Verzichten wir! Wer ist „wir“? Jene „paar Wenige“. Die Industrie hat längst sogar für diese kleine Randgruppe Wege entwickelt, damit sie ihr nicht entweichen kann. Wir müssen unser Auge einfach wieder schärfen, wie ein Messer, das im Laufe der Zeit stumpf geworden ist.
Alle, viele, weniger, keiner = Summe.
Es ist weniger eine Kritik, als denn eine Feststellung. Sind wir ehrlich! 2015 war kein gutes Jahr für Tier und Mensch! Ab hier integriere ich „Mensch“ wieder in „Tier“ und verwende nur diesen einen Begriff. Wir müssen konstatieren, dass das abgelaufene, gregorianische Kalenderjahr für die Opfer ein schlechtes war; seien wir demnach froh, dass es zuende geht!
Oder seien wir nicht froh, dass es zuende geht! Denn es hätte noch viel zu tun gegeben. Taten wir denn alle genug? Hätten wir gegebenenfalls noch mehr tun können, damit weniger Opfer zu bedauern gewesen wären? Jetzt ist es zu spät für unsere Vergangenheit, um sie zu ändern. Wir können jenen gedenken, die wir nicht erreicht haben, weil wir nachlässig oder überfordert gewesen waren, aber wir ändern leider nichts mehr dadurch, indem wir darüber weinen.
Wollten wir mit unseren Jahresrückblicken gar uns selbst ein Denkmal setzen? Was wir nicht alles geleistet haben! Ja, das könnten wir. Muss ich mir nun nur noch überlegen, ob ich einen persönlichen oder einen allgemeinen Rückblick anvisiere. Mit Tierrecht EU21 e. V. haben wir Einiges tun können, bei dem wir durchaus von Erfolgen sprechen können. Für unsere Mitglieder war 2015 ein eher zufrieden stimmendes Jahr. Aber damit sollten wir uns nicht zufrieden geben! Ebenso wenig wie alle, die auf unserer Linie stehen und sich tagtäglich einsetzen, um das zu ändern, was sich nicht ändert.
Alle Menschen… und ich sollte wohl erklären, warum ich von „allen“ schreibe: Die wenigen, zu denen ich mich zähle, die hier nicht hinzuzurechnen sind, verbleiben in Gänze so weit hinterm Prozentkomma, dass es nicht lohnt, sie zu erwähnen; daher: Alle Menschen wähnen sich auf dem – wie es genannt wird – „hohen Ross“. Niemand will von dort hinabsteigen, weil das Über Andere Sitzen ein viel zu schönes Gefühl ist. Mit dem Sich Anderen nicht nähern werden Distanzen geschaffen, die dem Menschen in seiner Arroganz, vor allem aber in seiner Absicht jene Andere auszunutzen, beste Dienste erweisen.
Das Böse zum Guten wenden.
Viele, und für mein Dafürhalten viel zu Viele schlucken ihre täglichen Placebopillen, die verheißen, es käme wohl alsbald die Einsicht der Auf hohem Ross Sitzenden, besser ihren, die als Die Anderen Ausgedeuteten, auf Augenhöhe zu begegnen. Oh du vermaledeiter Trugschluss, der du ihnen die Kraft stiehlst! Ich möchte allerdings ausklammern alle, die aktiv helfen. Hierbei lassen sich manche guten Seelen finden. Ich klammere sie jedoch ebenso beim Tierrecht aus, weil sie dabei im Grunde keine Rolle spielen.
Wenn wir Althergebrachtes nicht kritisch betrachten, wird sich kein Auge öffnen lassen, Innovatives erkennen zu wollen. Wir leben in einer Zeit, die von diesem Dilemma ganz besonders geprägt ist. Mit unserer Haltung (damit verweise ich auf die Menschheit als solche) sabotieren wir unseren selbst-gesetzten Moralanspruch. Wir kollaborieren, und zwar gegen unser Gewissen. Wieviel des Mitleids ist Heuchelei? Oder hat es sonstige Gründe, die wir garnicht wissen wollen?
Wissen wir doch, dass Empathie und Verständnis und Mitgefühl längst für Nichts ausreichen, was wiederum die Opfer betrifft! Oder wissen wir das noch nicht? Sollte nicht vielleicht besser ein aktives Ändern an den URSACHEN das erklärte Ziel sein, anstatt ständig die Symptome zu „begutachten“?
Nichts würde ich lieber zur Sprache bringen als die Zuversicht, es werde sich bald zum Besseren wenden, aber es wäre eine Lüge, und Wahrheit bleibt Wahrheit, so mein Lebensmotto. Damit vernichte ich ja nicht die Hoffnung per se, sondern lediglich die Suggestion, das Vortäuschen falscher Tatsachen, das Benebeln klaren Denkens durch das Benebeln einer ansonsten klaren Sichtweise, das Sich-Vormachen vormachen, sämtliche Illusionen, das Beeinflussen und Manipulieren Dritter mit selbst-verkündeter Euphorie, Leichtgläubigkeit und letztendlich bequemer Naivität, usw./usf./et cetera pp (und das gilt nicht für die Bevölkerung exklusive der meisten Tierrechtler, sondern inklusive derer).
Wegen des Grundsätzlichen.
Wenn es zur gesellschaftlichen Veränderung kommen soll, kann es ausnahmslos durch eine Revolution geschehen. Eine gesellschaftliche Revolution ist das Einzige, was möglich ist, und sie ist gleichzeitig das, was unmöglich erscheint. Denn: Revolution durch Verabreichen von Liebe? Wer glaubt (!) noch daran? Revolution, das Zerstören der Gegenwart, um Zukunft neu aufzubauen; sie funktioniert wie das Gegenwärtige, Freund/Feind, die Aussicht auf Ruhm, auf ehrenvolle Positionen nach der Schlacht, Reichtum. Leute, die sich direkt betroffen fühlen, revolutionieren. Andere nicht. Eine Bredouille.
In meiner politischen Arbeit im vergangenen Jahr habe ich erneut bemerken müssen, wie stark die Angst vor Veränderungen ist. Selbst einem Fremden zu gestatten, Veganer zu sein, wird aus Angst kategorisch abgelehnt. Eine Duldung käme einem Todesurteil derer gleich, die es geduldet hätten, so deren Angst. Es wäre wohl denkbar, dass jener Fremde sich ihren Gewohnheiten widmet, denkbar, dass er Mitstreiter um sich reiht. Schon aufgrund solcher nicht-gedachter Gedanken entwickeln „Alle“ (auch solche, die mir zunächst mutig erschienen) eine „Todesangst“. Ergebnis: Neues wird nicht zugelassen.
Und jetzt träumen ungeheuerlich Viele davon, dass ausgerechnet diese Personen eines Tages zur Besinnung kommen würden. Das werden sie niemals!
Es sei denn, sie würden dazu gezwungen werden.
Da möchten wir nur all zu gern in einer Welt leben ohne Gewalt gegen Andere und ohne Gewalt gegen uns selbst, und hoffen, dass der Aufruf zur „Gewalt“ an uns vorüberzieht. Um in einer Welt zu leben, die noch nicht existiert, müssen wir etwas dafür tun, denn die Welt wird so bleiben wie sie ist, wenn wir nicht das RICHTIGE tun, um sie – de facto – zu ändern. Oder: „(You’d) better run through the jungle whoa don’t look back to see!“ – John Fogerty [1969] – Augen zu und durch! (?) Mit eingezogenem Genick…
Lieber doch Zurück- und Vorausblicken? Zurück blicken, um zu wissen, was vorn kommen kann? (!)
Nun, die Kriege werden uns die nächsten 25 Jahre nicht ausgehen, sondern uns mehr denn je begleiten. Zu Viele fühlen sich “berufen”, Viele verweisen dabei auf “das Göttliche” und zelebrieren Zornentladung, Hassstrategien, Tötungsabsichten und was sonst noch alles. Machen wir uns also nichts vor!
Kein Rückblick, sondern eine folgerichtige Aufgabe.
Welch ein absurdes Resümee auf 2015, in dem Tiere total zu kurz kommen!, wird sich mancher denken. Aber sich verneigen vor der Willigkeit und Einsatzfreude, die „Mut machen“… ja worauf? Für einen ewig währenden „Kampf“? Bleiben die zukünftigen Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte dann einfach „Schicksalsjahre für die Opfer“? Schulterzucken. Steht die Zukunft auf dem Spiel oder sollten wir hinnehmen, dass wir am Ende doch nichts ausrichten konnten, nichts werden ausrichten können?
Tatsächlich haben auch wir die Taten derer auf dem Gewissen, die zu unseren wurden, weil wir dazugehören. Gewissen hängt jedoch von bestimmten Normen unserer Gesellschaft ab, und die – die Individuen dieser Gesellschaft – stört ihr Gewissen momentan überhaupt nicht, weil es sich, wie ich es seit Jahren so bezeichne, nichts anderes als um eine Tierausbeuter-Sekte handelt, die sich selbst ein gutes und reines Gewissen einimpft.
Den Mini-Aufstand gegen sie kann man finden, aber es ist leider auch nichts anderes als das. „Nur“ ein Aufstand. Keine konkreten Visionen, wie die Sekte zu Fall gebracht werden könnte. Keine Gemeinsamkeit, die stärkt, sondern blinder und nicht selten destruktiver Aktionismus. Die „große Schlacht“ muss sich aber gegen die stellen, welche die Macht ausüben! Unsere Vision muss gegen die Allgemeine Gehorsamkeit unserer Gesellschaft gerichtet sein!
Wir sollten die Zwickmühle einer Ausweglosigkeit wahrnehmen! Und wir sollten uns eben damit beschäftigen! Denn wenn wir erfolgreich sein wollen, müssen wir uns gewahr werden, nichts Geringes zu wollen, als den Satan höchstpersönlich herauszufordern!
Wenn er gezwungen werden kann, sich zurückzunehmen, hat die Welt gewonnen.
Nekrolog 2015.
Ich schließe mit dem Alten ab. Meine TierRecht-Forderung wird bleiben. Geschrieben habe ich eine Jahresvorausschau und halt weniger die Aufforderung zurückzublicken. Wir beerdigen das Jahr mit seinen Opfern, aber wir dürfen dabei nicht vergessen, dass wir selbst in dieser Zeit mit dabei waren, gelebt und getrauert und gekämpft haben! Analog dessen, wollte ich bitten, das Hier-Sein zu füllen, dazu zu gebrauchen, TierRecht zu etablieren.
„Verschwendete Zeit ist Dasein, gebrauchte Zeit ist Leben.“ – Edward Young [1683-1765] – Nichts zu verschwenden ist ratsam.
Wie viele guten Vorsätze kursieren schon wieder und werden doch nie ergriffen? Deswegen empfehle ich ein Ziel an deren Stelle zu setzen: TierRecht zu verbessern. Mein Wunsch für das kommende Jahr an alle, die ihre Lebenszeit dafür gebrauchen wollen, ist, dass sie die Kraft finden können, die dazu nötig ist.
Und für das ganz Große wünsche ich mir, die Besten und Stärksten sollen das Dilemma überwinden, dass es bei der Revolution zu einem echten TierRecht nichts zu ernten geben wird, kein Geld, kein Ruhm. Nur am Ende Gerechtigkeit.
„Ein frohes Neues!“, rufen sich die „Tierausbeuter-Sektenmitglieder“ Jahr für Jahr an am Scheitelpunkt zwischen Silvester und Neujahrstag entgegen. Frohsinn also zur industriellen Qual- und Tötungsmaschinerie, die den kommerziellen Interessen folgt. Fröhlichkeit zum „bösen Spiel“.
Ich bin darüber nicht froh. Auch in Zukunft werde ich nicht mitspielen.
Das Nicht-Mitspielen ist jedoch lediglich ein Anfang.
Und ich hoffe, dass noch andere dies wissen.
Abschließend von mir aber dann doch nochmals: Auf ein gutes neues Jahr!
Was sonst?
Auf ein hoffentlich „besseres“ in Anbetracht des Unrechts, das bislang bereits geschehen ist.
Auf etwas, das wichtiger ist als alles andere!
„Du darfst wählen. Aber du zahlst dafür.“ – Aldous Huxley [1949]
Volker Arndt
Vorsitzender von TIERRECHT EU 21 e. V. und Sprecher der Bürgerinitiative TIERRECHT EU 21 sowie parteiloser Abgeordneter
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Veröffentlicht von „der fellbeißer“© (www.fellbeisser.net/news/) am 08.01.2016
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