Die folgende Charakterisierung von Tierrechten basiert auf der Begründung, die Peter Singer vorgeschlagen hat: dem Gleichheitsprinzip. Nun behauptet natürlich kein vernünftiger Mensch, dass Menschen und Tiere in einem faktischen Sinne gleich wären. Menschen und Tiere haben – wie auch die Menschen untereinander – unterschiedliche INTERESSEN. Deshalb wäre es auch völlig verfehlt, Menschen und Tiere gleich zu BEHANDELN, denn unterschiedliche Interessen rechtfertigen und erfordern eine unterschiedliche Behandlung. So brauchen etwa Hunde und Katzen im Unterschied zu Menschen keine Religionsfreiheit und kein Wahlrecht – weil sie damit nichts anfangen könnten. Und Männer brauchen im Unterschied zu Frauen keinen Schwangerschaftsurlaub – weil sie nicht schwanger werden können.
Was das Gleichheitsprinzip fordert, ist schlicht dies: WO Menschen und Tiere gleiche bzw. ähnliche Interessen haben, da sollen wir diese gleichen bzw. ähnlichen Interessen auch GLEICH BERÜCKSICHTIGEN:
• Weil alle Menschen ein Interesse an angemessener Nahrung und Unterkunft haben, sollen wir dieses Interesse auch bei allen Menschen gleich berücksichtigen – und dürfen nicht willkürliche Diskriminierungen aufgrund von Rasse oder Geschlecht vornehmen. Also kein RASSISMUS und SEXISMUS.
• Und weil sowohl Menschen als auch Tiere ein immenses Interesse haben, nicht zu leiden, sollen wir dieses Interesse bei Menschen und Tieren auch gleich berücksichtigen – und dürfen nicht willkürliche Diskriminierungen aufgrund der Spezies vornehmen. Also kein SPEZIESISMUS.
Die Tierrechtsbewegung ist nichts anderes als die konsequente und notwendige Fortsetzung der Menschenrechtsbewegung, konkreter: der Befreiung der Sklaven, der (amerikanischen) Bürgerrechtsbewegung und der Emanzipation der Frauen. Immer ging und geht es darum, moralische Diskriminierungen aufgrund moralisch belangloser Merkmale zu erkennen und zu überwinden:
– Wir haben erkannt, dass die Hautfarbe belanglos ist.
– Wir haben erkannt, dass die Geschlechtszugehörigkeit belanglos ist.
– Wir sollten erkennen, dass auch die Speziesgehörigkeit moralisch belanglos ist:
Warum sollte man jemanden quälen dürfen, weil er zu einer anderen Spezies gehört? Gleicher Schmerz ist gleich schlecht, egal ob er von Weißen, Schwarzen, Frauen oder Tieren erlebt wird. Die Ausbeutung und Diskriminierung aufgrund der Spezies ist genauso falsch wie Rassismus und Sexismus.
Wir sagten: Gleiche bzw. ähnliche Interessen von Menschen und Tieren sollen gleich berücksichtigt werden. Anders formuliert: Tiere haben das RECHT, dass ihre Interessen gleich berücksichtigt werden wie vergleichbare menschliche Interessen. Tierrechte sind dann die Summe der Ansprüche, die sich aus dieser gleichen Berücksichtigung ergeben.
© Helmut F. Kaplan
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Helmut Kaplan (11.05.2013; 12:58 Uhr)
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Veröffentlicht von „der fellbeißer“© (www.fellbeisser.net/news/) am 11.05.2013
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