Sehr geehrter Herr Erzabt,
sehr geehrter Pater Tassilo,
mit Bedauern und Verwunderung haben wir zur Kenntnis genommen, dass Sie die laufenden Gesprächsverhandlungen ein weiteres Mal auf unbestimmte Zeit verschoben haben.
Seit nun mehr sechs Monaten bemühen wir uns um einen Dialog im Hinblick auf die Haltungsbedingungen im Mastbullenstall der Erzabtei. Zwar haben Sie immer wieder gegenüber Kritikern und Presse behauptet, dass Sie für ein Gespräch offen seien, doch gleichzeitig widersprechen Sie sich, indem Sie dieses nicht zulassen oder ganz ablehnen, wie zu Beginn des Jahres geschehen.
Fast fünfzehntausend Menschen haben unsere Petition für eine verbesserte Tierhaltung im Mastbullenstall der Erzabtei unterschrieben und so ihrer Hoffnung Ausdruck verliehen, dass sich die dortigen Bedingungen für die Tiere ändern. Auch ich habe diese Hoffnung noch nicht aufgegeben, ebenso wenig wie jene, dass das unfruchtbare Zwillingskälbchen, für welches sich ein kleines Mädchen einsetzt, vielleicht doch noch nach Gut Aiderbichl darf.
Neue Hoffnung habe ich auch geschöpft, als am 13.03.2013 in Rom ein neuer Papst gewählt wurde, der sich ausdrücklich nach jenem Heiligen benannt hat, für den die Tiere unsere Brüder sind, „gleichgestellte Werke des allmächtigen Schöpfers“: Franziskus von Assisi.
Auch wenn wir die Gesprächsverhandlungen als vorläufig gescheitert betrachten: Unsere Forderungen bleiben bestehen, und mit ihnen unsere Petitionsseite: Zweimal tägliche Stallreinigung, Gummimatten für die älteren Mastbullen, Stroh für die Mastkälber in diesem Stall, regelmäßige Einstreu für die jüngeren Bullen, Freigang und langfristig ein größerer Stall.
Von unserer Seite aus wären wir nach wie vor zu einem lösungsorientierten Dialog bereit; es liegt an Ihnen, diese Möglichkeit wahrzunehmen.
Immer wieder fällt mir mit großer Verwunderung jener Satz ein, der auf Ihrer Website zu finden ist: „Wir sind als Menschen ein Teil der Natur, die Gott geschaffen hat. Ehrfurcht vor der Schöpfung und ihre Bewahrung sind daher für uns Mönche zentrale Anliegen.“ Diese Einstellung ist in Bezug auf die Nutztierhaltung in der Erzabtei St.Ottilien leider nicht zu finden.
Mit freundlichen Grüßen
Daniela Böhm und Unterstützer