Bemerkungen zum “Mord” des “Menschenfressers” Meiwes

Helmut F. Kaplan

Vorbemerkung: Für einen juristischen Laien ist es vollkommen unverständlich, wenn heimtückisches Töten, etwa aus Geldgier, und Töten auf Wunsch des Betroffenen mit dem gleichen Begriff, “Mord”, charakterisiert werden. Derart massive und maßlose kategoriale Gewaltakte berauben den Bürger auf dramatische und unverantwortliche Weise der Möglichkeit, juristische Urteile nachzuvollziehen. Zugute halten muß man den Amok laufenden Juristen freilich, daß sie in purer Panik agierten. Aber dazu später.

Angesichts der allgemein bekannten und akzeptierten Fakten (Darwin, Evolution) versucht niemand, das Charakteristische am Menschen, das ihn von den Tieren unterscheidet, an biologischen Merkmalen festzumachen. Alle Versuche, den Menschen über die Tiere zu erheben, spielen sich auf der “geistig-moralischen” Ebene ab.

Rein biologisch betrachtet ist der Mensch anerkanntermaßen ein Tier, genauer gesagt: ein Säugetier. Also befindet sich auch das Essen eines Menschen, rein biologisch betrachtet, auf der gleichen Ebene wie das Essen etwa eines Schweines: In beiden Fällen wird das Fleisch eines Säugetieres verzehrt.

Der immense Unterschied zwischen dem Essen eines Menschen und dem Essen eines Schweines ergibt sich aus der dem Essen notwendig vorausgehenden Tötung: Die Tötung eines Menschen wird aufgrund seiner “geistig-moralischen” Eigenschaften als unvergleichlich gravierenderer Akt betrachtet als das Töten eines Schweines. Mehr noch: Das Töten eines Schweines wird sogar als völlig “harmlos”, normal und naturgegeben angesehen, was sich schon daran ablesen lasse, daß dies ja “schon immer” so gewesen sei.

Weil das Töten eines Menschen ein Verbrechen ist, das Töten eines Schweines aber harmlos, ist das Essen von Menschenfleisch pervers, das Essen von Schweinefleisch aber unbedenklich und normal. Aber ausgerechnet dieser Unterschied kommt bei Meiwes´ Tat kaum zum Tragen, weil die vorliegende Einwilligung des Opfers in die Tötung deren Verwerflichkeit nach allgemeinem Empfinden weitgehend beseitigt: Über den eigenen Tod sollte jeder selber bestimmten dürfen!

Daran ändern auch noch so phantasievolle juristische Taschenspielertricks nichts. Übrig bleiben bei Lichte besehen und mit Verstand betrachtet die biologischen Fakten und Vorgänge. Und die sind beim Töten und Essen von Menschen und beim Töten und Essen von Schweinen schlicht die gleichen.

Diese Identität im Wesentlichen ist es, die die Menschen hier in Wirklichkeit so aufregt und nervös macht. Zu Recht, denn daraus resultieren beunruhigende weitere Fragen:

Warum sollte man nicht auch Menschen essen dürfen, wenn sie damit einverstanden sind? (Ein unbestreitbarer Pluspunkt gegenüber dem Essen von Tieren, die mit ihrer Tötung offenkundig überhaupt nicht einverstanden sind!) Warum sollte man nicht auch Menschen essen dürfen, bei denen die “geistig-moralische” Differenz zu Tieren nachweislich nicht (mehr) existiert, etwa geistig behinderte, demente oder komatöse Menschen? Und wenn man diese Menschen nicht essen darf: Warum dann Tiere?

© Helmut F. Kaplan
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