Im August letzten Jahres wurde den im Meer lebenden Delfinen von der indischen Regierung „Persönlichkeitsrechte“ zuerkannt. Ein halbes Jahr später beginnen japanische Fischer diese Personen „traditionell“ abzuschlachten. Die meisten Bürger auf dem Festland finden das verabscheuungswürdig und bemühen nicht selten die üblichen Ressentiments, die mit der Augenform der asiatischen Ausprägung von Homo Sapiens zu tun haben. Kein Wunder, wenn ähnliche Vorurteile neuerdings in der japanischen Werbebranche ihren Ausdruck finden („Europäische Langnasen“). Was viele nicht wissen: Japan hatte wie ebenso China in früheren Zeiten eine Hochkultur vegetarischer Ernährung, die anscheinend sogar ein Verbot der Fischerei (11. Jahrhundert) mit einschloss. Einige wenige japanische Fischer fühlen sich diesem Ideal vergangener Tage – zumindest was Delfine angeht – weiter verpflichtet.
Der Mensch an sich ist ja – auch wenn die katholische Kirche etwas anderes beschlossen hat – nichts Besonderes, von außen betrachtet, ist er ein latent rassistisches, unmoralisch handelndes Wesen mit einem ausgeprägtem Hang zu unlogischen Handlungsweisen. Wäre dem nicht so, gäbe es weder Kriege, noch Umweltverschmutzung, Atomwaffen, Kindesmissbrauch und: Schlachthöfe. Müssten Menschen sich ein Ethik-Zeugnis ausstellen lassen – wir bekämen eine glatte Sechs.
Wobei wir auch gleich beim Thema wären: Alleine in Deutschlands derzeit grösstem Schlachthof, dem „Tönnies Fleischwerk“, werden an nur einem einzigen Tag 22.000 Schweine vergast und in das eigene Gedärm gepresst. Tag für Tag. Da nehmen sich die paar Tausend Delfine in Japan ja geradezu als kleine Hausschlachtung heraus. Es wurde meines Wissens nach auch noch keine Protestnote der japanischen Regierung wegen „barbarischen Abschlachtens“ überzähliger Ferkel oder Kälber an die deutsche Regierung versandt.
Die Deutschen sind ja sowieso Meister der Verdrängung, das können sie gut. Heute wird „Tierschutz transportiert“ und „Die Reinigung und Desinfektion des LKWs schließen den Transportvorgang ab“. Typisch deutsche Gründlichkeit eben. Letztes Jahrhundert erprobt und nun perfektioniert.
Die verstaubten Werbesprüche der Fleischindustrie aus den 90ern werden von den Fleischessern pünktlich zum alljährlichen Delfinabschlachten wieder hervorgekramt: Man ginge ja sowieso nur zum „Metzger seines Vertrauens“. Und überhaupt: „In der Natur fräße der Starke eben den Schwächeren“ und anderes ausgelutschtes aus der Mottenkiste der dümmsten und schlechtesten Rechtfertigungsversuche. Kein Wunder, in der Egoisten-Ecke wird es Jahr für Jahr ungemütlicher.
Warum nicht einfach ehrlich sein? „Ich lasse Tiere schlachten, weil es mich nicht juckt.“ Punkt. Wozu dieser ganze Eiertanz? Entweder man gibt seinem Gewissen endlich nach oder man gesellt sich weiter zu den „Mir doch egal“ – Prototypen.
Längst ist es kein Problem mehr, sich mit Genuss vegetarisch oder vegan zu ernähren. Selbst typische „Hausmannskost“ ist in tierleid-freier Version salonfähig geworden.
Frieden und Gerechtigkeit kommt nicht von alleine zustande und er beginnt zuerst auf unseren Tellern.
Fox