Helmut F. Kaplan
In letzter Zeit ist eine ebenso interessante wie erfreuliche Entwicklung zu beobachten: Immer öfter hört man Äußerungen der Art: Eine bestimmte Verhaltensweise oder Praxis verstoße zwar vielleicht nicht ausdrücklich gegen bestehende Gesetze, sei aber dennoch zu verurteilen und abzustellen. Und vielleicht noch bemerkenswerter der häufige Zusatz: Die Menschen wüßten auch um die Verwerflichkeit dieses Verhaltens!
Hintergrund solcher verurteilenden Bewertungen sind oft die Menschenrechte bzw. deren Verletzung: Universellen Menschenrechten wird mittlerweile ein so hoher Stellenwert beigemessen und ein so hohes Maß an Selbstevidenz zugesprochen, daß sie quasi eine Generalschutzfunktion haben und als Leitinstanz für Verbesserungen und Verfeinerungen bestehender Gesetze fungieren.
Nun ist diese Konstellation naheliegenderweise ein exzellenter potentieller Hebel für die Beförderung von Tierrechten: Gelingt es zu zeigen, daß Tierrechte die NOTWENDIGE KONSEQUENZ von Menschenrechten sind, sind auch Tierrechte mit einem Schlag etabliert!
Dabei kommt uns eine Tatsache zugute, deren Bedeutung überhaupt nicht überschätzt werden kann: Das Konzept der Menschenrechte, wie wir sie verstehen und wie wir sie in säkularen, pluralistischen Gesellschaften verstehen MÜSSEN, ist frei von religiösen Aspekten! Denn damit universelle Menschenrechte Sinn haben und funktionieren, müssen sie ja ohne Bezug auf religiöse Inhalte formuliert werden, weil sie für Vertreter aller Religionen und auch für Atheisten und Agnostiker gelten müssen.
Damit sind wir die tonnenschwere Last irrationaler religiöser Tierfeindlichkeit los – und haben freien Blick auf die moralisch relevanten Fakten und Argumente. Nichts Besseres kann der Tierrechtsbewegung passieren, denn die Fakten und Argumente sind auf ihrer Seite!
Jetzt geht es also darum zu zeigen, daß Tierrechte die logische und notwendige Konsequenz von Menschenrechten sind. Zum Beispiel durch Hinweis auf folgende unbestreitbare Tatsache:
Kein Merkmal, sei es Bewußtsein, Selbstbewußtsein, Rationalität, Autonomie oder sonst etwas, das von irgendjemandem als moralisch relevant betrachtet wird, verläuft entlang der Speziesgrenze Menschen – Tiere. Mehr noch: Es gibt viele Menschen, bei denen das betreffende Merkmal sogar deutlich SCHWÄCHER ausgeprägt ist als bei vielen Tieren:
Viele geistig behinderte, senile oder demente Menschen und alle kleinen Kinder befinden sich auf einem deutlich NIEDRIGEREN Niveau als viele Tiere – etwa Hunde, Katzen, Rinder und Schweine, denen wir in Versuchslabors, Tierfabriken und Schlachthöfen tagtäglich unsägliche Qualen zufügen. Egal, welche Ebene (etwa Sozialleben oder Gefühlsleben) oder welche Fähigkeiten (etwa Wahrnehmen oder Problemlösen) wir auch nehmen: Diese Tiere sind diesen Menschen klar, zum Teil haushoch überlegen.
Wenn wir diesen Menschen Rechte zugestehen, dann müssen wir auch diesen Tieren entsprechende Rechte zugestehen. Alles andere ist in extremem Maße inkonsequent, irrational und unmoralisch.
© Helmut F. Kaplan
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