Wer derzeit die Facebookseite der Erzabtei St.Ottilien besucht, wird wohl aus dem Staunen kaum mehr herauskommen, denn in dem laufenden Thread herrscht ein wahrer Glaubenskrieg zwischen Tierschützern und Katholiken. Eine beträchtliche Anzahl von Tierschützern, Tierrechtlern und Veganern hatte am vergangenen Samstag damit begonnen, die Internetseite mit wütenden Protesten und Kommentaren zu überfluten. Grund dafür waren die vielen Fotos aus dem Mastrinder- und Kälberstall des Klosters, die auf Facebook die Runde machten und sich wie ein Lauffeuer verbreiteten.
Es ist dem Kloster hoch anzurechnen, dass die Kommentare bislang nicht gelöscht wurden und beim Posten der Gegendarstellung (in Form eines Videos, welches nur gut gehaltene Tiere zeigt), sogar die Möglichkeit zu einem Thread angeboten wurde.
Tatsächlich herrscht seit Montag Abend ein kriegsähnlicher Zustand im Cyberspace des Klosters. Beide Seiten, Tierschützer und Katholiken, bekämpfen sich erbittert mit Worten, verteidigen sich oder greifen an. Zwischendurch gibt es auch ruhigere, besonnenere und sachlichere Kommentare und Momente. Wahrscheinlich ist es die Mischung aus katholischer Kirche, Christentum, veganer Lebensweise und Tierschutz, die in ihrer speziellen Zusammensetzung den explosiven Sprengstoff für diesen Glaubenskrieg liefert. Ging es ursprünglich hauptsächlich um die schlechten Haltungsbedingungen der Mastrinder und Kälber, so geht es mittlerweile um viele Grundsatzfragen und eine, die immer wieder auftaucht, lautet: Hat der Mensch das Recht, Tiere für den Fleischverzehr zu töten und ist dies für die Kirche mit dem fünften Gebot, „Du sollst nicht töten“, vereinbar? Als Verfasserin dieses Artikels und des vorhergehenden, „Erschütternde Tierhaltung im Kloster St. Ottilien, Bayern“ möchte ich mich an dieser Stelle kurz halten, denn viele ausführliche, sehr interessante Kommentare und Meinungen sind auch für „Nicht-Facebookler“ auf der FB-Seite von St. Ottilien zum Teil nachzulesen.
Mein Vater, Karl-Heinz Böhm, Begründer der Stiftung „Menschen für Menschen“, hat im Laufe der vielen Jahre immer wieder betont, dass der Hauptantrieb für sein Engagement in Äthiopien die Wut gewesen ist und auch, dass der Wut immer eine Handlung folgen muss. Auch bei mir war es in diesem Fall die Wut über eine derart würdelose Tierhaltung, die mich veranlasst hat, zu handeln.
Mit den nachfolgenden Bildern, die ich in dem Stall aufgenommen habe, möchte ich die Tiere selbst nochmals zu Wort kommen lassen. (Bitte klicken Sie auf die einzelnen Bilder) So kann sich jeder ein Bild machen. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Copyright ©2012 Daniela Böhm