Ich bin seit vielen Jahren ein leidenschaftlicher Verfechter des Holocaust-Vergleiches, also eines Vergleiches dessen, was die Nazis Juden und anderen Menschen angetan haben, mit dem, was die Menschen heute Tieren antun. Ich möchte meine Position heute präzisieren und relativieren.
Zur Präzisierung: Ich möchte klarstellen, dass man selbstverständlich im Hinblick auf die Angemessenheit dieses Vergleiches unterschiedlicher Meinung sein kann, und zwar aus einem ganz trivialen Grund: Da es sich eben um einen Vergleich und nicht um eine Gleichsetzung handelt, gibt es bei den verglichenen Dingen, wie bei jedem Vergleich, Aspekte, die übereinstimmen, und Aspekte, die nicht übereinstimmen. Es gibt Parallelen und Unterschiede.
Daher ist es auch bei jedem Vergleich legitim, darüber diskutieren, ob nun die Gemeinsamkeiten oder die Unterschiede überwiegen bzw. welchen Stellenwert die einzelnen Gemeinsamkeiten und Unterschiede haben. Völlig irrational und inakzeptabel ist es aber, bestimmte Vergleiche von vornherein und prinzipiell abzulehnen oder gar verbieten zu wollen!
Meine Position in Bezug auf den Holocaust-Vergleich ist nun eben: Dieser Vergleich ist aufgrund der vielen frappierenden und fundamentalen Parallelen zwischen dem, was die Nazis Juden und anderen angetan haben, und dem, was wir heute Tieren antun, nicht nur legitim, sondern sogar äußerst erhellend.
Nun zur angekündigten Relativierung meiner Position: Neulich sah ich in der Zeitung ein drolliges Bild eines Eisbären, der gerade von einer Scholle zur anderen springt. Dazu der Text:
“Jagdsaison eröffnet: Das Umweltministerium der nordkanadischen Provinz Nunavut hat die Abschussquote für Eisbären in der kommenden Saison von 403 auf 518 Tiere erhöht. Das sind gleich um 115 Bären mehr als sonst. Nunavut-Umweltminister Olayuk Agesuk rechtfertigt die Erhöhung der Quote mit der seit 1997 um rund 20 Prozent gestiegenen Population.“
Da wird mir augenblicklich ein großer UNTERSCHIED zwischen dem Holocaust an Menschen und dem Holocaust an Tieren bewusst: Was die Bevölkerung seinerzeit von den KZs wusste, lässt sich heute mit Sicherheit nicht mehr feststellen. Absolut sicher aber ist, dass der HEUTIGE Holocaust an Tieren allgemein bekannt ist – weil er tagtäglich annonciert wird: In der Zeitung stehen die genehmigten Abschusszahlen für Jäger, die Kapazitäten von Schlachthäusern, die Zahl der “verbrauchten“ Versuchstiere usw. Und im Fernsehen gibt es dazu laufend die entsprechenden Reportagen und Dokumentationen.
Es gibt also IN DER TAT einen bedeutsamen Unterschied zwischen dem Holocaust an Menschen und dem Holocaust an Tieren, und zwar im Hinblick auf die Rolle der Bevölkerung: Heute wissen alle darüber Bescheid, was in Tierfabriken, auf Tiertransporten und hinter Schlachthof- und Labormauern passiert! Und die Menschen wissen das nicht erst seit heute, sondern seit Jahrzehnten. Und seit Jahrzehnten hat sich an diesem ununterbrochenen, Tag und Nacht weltweit praktizierten Holocaust gegenüber Tieren nichts Substantielles geändert. Es gab und gibt keinen allgemeinen Aufschrei, es gab und gibt keine große Empörung und es gab und gibt keinen nennenswerten Widerstand. Der Holocaust an Tieren ist seit Jahrzehnten bekannt und wird seit Jahrzehnten akzeptiert.
Also muss man sagen, dass es zwischen dem seinerzeitigen Holocaust gegenüber Menschen und dem gegenwärtigen Holocaust gegenüber Tieren WIRKLICH einen wichtigen Unterschied gibt: Die heutigen Menschen wissen über die permanenten Massaker in den KZs genau Bescheid und nehmen diese nicht nur billigend in Kauf, sondern sind dafür, zum Beispiel als Fleischesser, auch direkt verantwortlich.
Copyright: Helmut F. Kaplan
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Dr. Helmut F. Kaplan (28.01.2007; 06:29 Uhr)